Pressemeldung vom 14.04.2004 | ||
FDP Besuch in der Altenhilfeeinrichtung Johanneshaus, Nierstein | ||
Den Bedarfsplan für Einrichtungen der stationären, teilstationären und ambulanten Pflegehilfe,
der am 5. Mai im Kreistag zur Verabschiedung ansteht, nahmen Mitglieder der FDP-Kreistagsfraktion
zum Anlass, sich vor Ort im Johanneshaus in Nierstein kundig zu machen. Das 1994 erbaute Johanneshaus ist mit
170 Heimplätzen und 14 Plätzen in Altenwohnungen die größte Altenhilfeeinrichtung im
Landkreis Mainz-Bingen. Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen im mittleren und nördlichen Landkreis gibt es
im Johanneshaus in Nierstein und im Altenzentrum in Oppenheim keine Warteliste. Im Rahmen der Kurzzeitpflege bietet das Johanneshaus aufgrund fehlender Nachfrage nur einen Platz an. "Eine gesteigerte Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen besteht lediglich in den Ferienmonaten," erläutert Jörg Hoppe, der seit 1997 das Johanneshaus leitet. Besonderes Augenmerk widmet man in Nierstein der Dementenbetreuung. Im Sinne des Leitbildes des Johanneshauses, das beinhaltet, den anvertrauten Menschen mit Wertschätzung zu begegnen und ihnen zu einem sinnerfüllten Leben in der Gesellschaft zu verhelfen, entstand 2001 eine Betreuungsgruppe für demente BewohnerInnen des Hauses. Das Konzept wird zur Zeit weiterentwickelt und hat die Gestaltung eines eigenen Wohnbereiches mit speziellem Betreuungskonzept als Ziel. Kein Angebot unterbreitet das Haus - wie auch vier weitere Einrichtungen des Landkreises im Bereich der Tagespflegeplätze. Hier ist nach Meinung der FDP in Zukunft der Bestand kreisweit zu erhöhen. "Aufgrund der sich verändernden demografischen Entwicklung und der steigenden Zahl demenzerkrankter Menschen wird die Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen steigen. Wir müssen auch pflegenden Angehörigen regelmäßig mehrfach pro Woche die Möglichkeit eröffnen, sich eine Auszeit zu nehmen - ohne schlechtes Gewissen und in dem Bewußtsein, dass die Angehörigen gut versorgt sind," fordert Helga Lerch, sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Deutlichen Reformbedarf sieht die FDP auch in den föderalen Strukturen im Pflegebereich, der zu grassen Missverhältnissen führt. "Hätte ich die Leitung eines unserer Häuser in Bayern, so hätte ich 8 Vollzeitkräfte mehr, "kommentiert Jörg Hoppe den Wunsch nach einer bundeseinheitlichen Regelung. "Alle Personen werden vom medizinischen Dienst der Krankenkassen nach gleichen Kriterien eingestuft, deshalb ist die länderspezifische Personalpolitik nicht nachvollziehbar." Fort- und Weiterbildung des Personals wird im Johanneshaus groß geschrieben. An 6 Veranstaltungen pro Jahr muss jeder Mitarbeiter teilnehmen. Dennoch ist hier - wie in allen stationären Einrichtungen - eine hohe Personalfluktuation zu beobachten. Der Altenpflege müsse - nach Meinung der FDP - angesichts der sich abzeichnenden bevölkerungspolitischen Entwicklung, ein viel höherer Stellenwert zukommen. Dabei seien die Ausbildungsangebote für Altenpflegeberufe zu verbessern, das Berufsbild müsse attraktiver werden und der hohen physischen und psychischen Belastung entgegengewirkt werden. "Die Umrechnung jeder Pflegeleistung - vor allem im ambulanten Bereich - in "Minuten pro Person" ist ein Skandal. Hier bleiben alle Beteiligten auf der Strecke. Dies gilt sowohl für den Pflegebedürftigen, der Zuwendung braucht und auch einmal ein Gespräch am Rande. Und dies gilt ebenso für die Pflegerinnen und Pfleger, die keine Maschinen sind. Hier ist ein Umdenken dringend erforderlich," fordert Helga Lerch abschließend. |