Rede zur
Pflege- und Strukturplanung des Landkreises

Redebeitrag von Helga Lerch / FDP-Kreistagsfraktion
zur Pflege- und Strukturplanung des Landkreises

29. Juni 2007

Sehr geehrter Herr Landrat, meine Damen und Herren,

zum vorliegenden Bericht möchte die FDP zusammenfassend folgendes feststellen:
  1. Nach den Zahlen gibt es keinen zusätzlichen Bedarf an Heimplätzen im Landkreis. Dies wird auch durch die Tatsache untermauert, dass von den derzeit 890 vorhandenen Plätzen nur 593 aus dem Landkreis selbst belegt werden, der Rest kommt aus dem Umland und anderen Gegenden Deutschlands. Umgekehrt nehmen jedoch auch 171 Personen aus dem Landkreis Mainz-Bingen Angebote der stationären Altenhilfe in umliegenden Gebietskörperschaften in Anspruch. Bis Ende 2007 werden noch 231 derzeit im Bau befindliche Plätze hinzukommen.
    Auch die Tatsache, dass eine stationäre Einrichtung sich erst dann trägt, wenn eine Auslastung zu 95% gegeben ist, macht deutlich, dass in den traditionell stationären Bereich nicht weiter investiert werden muss und darf.
  2. Im Bereich der ambulanten Pflege ist dem Faktum Rechnung zu tragen, dass der überwiegende Teil der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger - und dies belegt auch sehr eindrucksvoll die Studie der Universität Kaiserslautern "Wohnen im Alter" - in dem gewohnten häuslichen Umfeld so lange wie eben möglich, verbleiben wollen. Dem derzeit quantitativ ausreichenden Angebot von den Pflegekassen anerkannten ambulanten Pflegediensten, steht die Notwendigkeit der qualitativen Weiterentwicklung gegenüber. Dies gilt sowohl für Kooperationsformen mit ehrenamtlichen Einsatz als auch für den Ausbau im hauswirtschaftlichen Bereich. Insgesamt muss berücksichtigt werden, dass bei fast der Hälfte (49,8%) aller, die diese Betreuungsform in Anspruch nehmen, diese dann erst mit dem Tod endet.
  3. Hohe Bedeutung kommt den so genannten BEKOS (Beratungs- und Koordinierungsstellen) zu. Die FDP befürwortet deren Zusammenschluss als Arbeitsgemeinschaft, weil dadurch eine enge inhaltliche und regionale Abstimmung gegeben und die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung gewährleistet ist. Auch hier zeigt die Statistik, dass die Bedarfssituation der Beratenen zu einem hohen Anteil im Bereich der hauswirtschaftlichen Bedürftigkeit liegt. Gleichzeitig wurde ermittelt, wie Angehörige mit der Pflegesituation umgehen. Dabei wurde deutlich, dass im Beratungsgespräch mit den BEKOS die psychische Überforderung der Angehörigen vor allen anderen Faktoren im Mittelpunkt steht. Die FDP befürwortet deshalb alle Angebote, die Angehörigen in der zumeist schweren Zeit der Pflegebetreuung unter die Arme greift und auch psychische Hilfe anbietet.

Abschießend möchte ich die Position der FDP wie folgt zusammenfassen:
  1. Das beispielhafte Konzept der regionalen Pflegekonferenz, in der alle Einrichtungen vertreten sind, ist fortzusetzen.
  2. Alle Lebensformen, die selbst bestimmtes Leben in den eigenen 4 Wänden im Alter ermöglichen, sind zu unterstützen. Die diesbezüglich von uns bereits in der letzten Sitzung eingeforderte gezielte Information älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger ist konsequent fortzusetzen.
  3. Das Angebot an stationären Plätzen wird als ausreichend betrachtet, das ambulante Angebot ist qualitativ auszubauen - insbesondere im Bereich der Haushaltshilfen - auch vor dem Hintergrund, dass derzeit fast nur Frauen mit Migrationshintergrund diese Aufgabe wahrnehmen.
  4. Die Pflege von bedürftigen Kindern ist trotz der demografischen Entwicklung und der sich daraus ergebenden Notwendigkeiten nicht zu vernachlässigen.
  5. Obwohl wir wissen, dass die Lebensmittelnahversorgung keine originäre Aufgabe des Landkreises ist, ist dies doch eine deutliche Forderung aller, die an der Umfrage "Wohnen im Alter" teilgenommen haben. Dieser Forderung ist Rechnung zu tragen.

Die FDP stimmt dem vorliegenden Plan zu und bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Soziales, federführend möchte ich insbesondere Herrn Steitz danken und ihm auch auf diesem Weg alles Gute für seine neue berufliche Tätigkeit wünschen.
Herzlichen Dank.